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Der Schaukelstuhl
Wir
haben bei uns im Wohnzimmer einen Schaukelstuhl stehen. Eigentlich
gehört der dort gar nicht hin, sondern in das Zimmer meiner Frau.
Aber, da er nun mal da ist dachte ich so bei mir, kann man ihn auch mal benutzen.
Aber vorher fordert der Hund noch sein verbrieftes Recht auf Auslauf.
Dick anziehen, noch ein
Pulli mehr als sonst, Mütze auf und schon geht es raus. Freudig
rennt der Racker und wälzt sich vor Wonne schnaubend und prustend
in der neuen, frisch gefallenden Schneedecke.
Ach, was ist es
eine Freude zu sehen, wie er sich wohlfühlt. An dem großen
Feld angekommen staubt der Schnee, wenn er wie von Sinnen wirre Wege im
Schnee hinterlässt.
Auf dem Rückweg
kommen wir Beide durchgefroren an dem Bäcker vorbei, der gerade
neu aufgemacht hat. Ich kann nicht genau sagen, ob ich mich nur
für einen kleinen Moment aufwärmen wollte oder ob ich im
Unterbewusstsein schon wusste, dass ich nach einer kleinen Leckerei
Ausschau hielt.
Ich entschloss mich für 2 Petit Fours. Das eine mit Moccacreme,
das andere mit einer roten Lasur die geheimnisvoll die Erwartung
weckte, ob es Erdbeere sein könnte.
Der Hund wartete brav vor
der Bäckertür und freute sich doch nach den 5 Minuten so, als
wenn wir uns Monate nicht gesehen hätten.
Zuhause angekommen einen
schönen heißen Tee. Das fast kochende Wasser umspült
die Earl Grey Darjeeling Mischung, die ich so mag. Genau drei
Löffel Tee drei Minuten ziehen lassen und abgießen.
Eine kleine Raffinesse
lässt die Petit Fours leicht warm werden. Gerade so, dass es
leicht über Körpertemperatur ist und die Creme nach dem
Spaziergang in der Kälte von minus 8°C wieder warm und cremig
werden lässt. 30 Sekunden in der Mikrowelle vollbringen dieses
Wunder bei 250 Watt.
Den kleinen runden
Tisch von meiner Mutter in den Erker gestellt, die Teetasse darauf. Der
kleine Teller passt gerade noch so mit darauf.
Der Kandis knistert bei
dem Einschenken und der Raum füllt sich mit dem Duft des
Tee´s. Zwei Schlucke müssen es sein. Gerade so heiß,
dass man ihn gerade trinken kann.
Die Beine werden langsam wieder warm und das Gefühl kehrt wohlig warm in sie zurück.
Nun kommt es. Der Moment,
in der die Kuchengabel die Lasur des Petit Fours durchstößt
und sich knackend den Weg bahnt.
Schon fast gierig bohrt
sich die Gabel in das abgetrennte Stück und führt es zum
Mund. Der Geschmack des Tees ist fast verzogen, aber irgend wie noch in
Spuren präsent. Dann ergießt sich cremig der Geschmack der
Füllung im Mund dazu.
Das Gefühl ist fast schon obszön.
Draußen wird es
dämmerig und die Farbe des Schnees vermischt sich mit dem Schnee,
der auf den Bäumen liegt zu einem einzig grau blauen eins.
Die Vögel
machen einen letzten Besuch in dem Vogelhaus auf der Terrasse. Was bin
ich froh, hier im Warmen zu sitzen und dem Treiben von hier aus
beiwohnen zu dürfen.
So sitze ich hier auf dem
Schaukelstuhl und der Tag schwindet langsam. Die Gaslaterne auf dem
Bürgersteig beginnt ihr Tun und breit taucht ihr gelbliches Licht
den Schnee in ein neues Gewand. Ein wirklich schöner Moment, den
es zu bewahren gilt.
Schöne Momente gibt
es jeden Tag neu zu entdecken, auch wenn es nur vermeintliche
Kleinigkeiten sind, die einen Teil des Tages zu etwas besonderen werden
lassen.
Mann muss es erkennen und
man muss es zulassen. Ich wünsche allen Lesern ein schönes
neues Jahr “ mit vielen solcher Momenten. Nur zulassen
müssen Sie es selbst.
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