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Und ewig stört der Kunde
Theoretisch ist das mit dem Verkaufen ganz einfach.
Der eine möchte etwas, der andere hat etwas.
So
einfach und reibungslos funktioniert das, aber leider nur im
Monopolismus. Sobald sich da ein Wettbewerber am Horizont zeigt, gelten
andere Regeln.
Ganz
aufregend ist es dann, wenn die Produkte unterschiedlich in
Qualität und Ausführung sind. Dann weht dem Hersteller oder
Vertreiber nicht nur ein starker Wind in das Gesicht, sondern da
wüten Hurrikans der Kategorie 5+.
Ein
Produkt kann so gut sein, wie es will, wenn der Vertrieb nicht will
(oder kann), stehen alle Räder still und das nicht nur in der
Produktion.
Es ist eine Kunst ein gutes Produkt zu kreieren, die wahre Kunst ist es, es zu verkaufen.
In
der Betriebswirtschaft sollte man lernen, dass man zwischen drei und
sieben Prozent des Umsatzes in Weiterbildung und Schulung der
betroffenen Angestellten investieren muss. Dies gilt natürlich
besonders für Angestellte mit Kundenkontakt.
Ein Beispiel: Freitag 18:32 h, 28.11.2008, im Süden Berlins.
Wir
haben in Berlin eine Bäckereikette in einem großen
Supermarkt, die richtig schönes Brot backt. Viele der
Verkäuferinen sind bemüht, den Kunden auch zu beraten.
Gerne probiere ich auch mal ein anderes Brot.
Bei
meinem letzten Besuch wurde mir ein Brot empfohlen, welches einen hohen
Roggengehalt, mit einen Malzanteil hat. Das hatte ich jedenfalls so
verstanden. Das Brot war wirklich super lecker. Also fuhr ich extra bei
der Bäckerei vorbei, um noch einmal so ein leckeres Brot zu kaufen.
Bis hierhin ist es für die Bäckerei optimal gelaufen.
Gut
gelaunt kam ich an und nahm zu Kenntnis, dass die Verkäuferin vom
letzten Mal nicht da war. Bei den Öffnungszeiten heutzutage, ja
auch verständlich. Nun stand da eine einzelne junge Frau,
nämlich die Verkäuferin und sah mich wortlos an.
Nach einem Moment des Wartens sagte ich höflich guten Tag. Keine Reaktion.
Ich
sah in gelangweilte Augen. Nun sagte ich, dass ich gerne ein Brot
hätte. Der Ausdruck meines Gegenübers veränderte sich
nicht. Nun fügte ich noch an, dass die Verkäuferin von
gestern mir sagte, das in dem von mir gewünschten Brot ist ein
hoher Roggenanteil und ein Malzanteil drin enthalten sei. Kurze Antwort
der Verkäuferin: „Da ist überall Malz drin“.
Was wollen uns die Worte der Verkäuferin hier sagen?
Ich blickte fragend zum Weißbrot.
Nun
noch eine Anmerkung von mir, dass es so eine Art Landrot gewesen sei.
Ich zeigte auf eines der dort liegenden Brote. Die Verkäuferin
drehte sich nicht mal um.
Ihr einziger Kommentar: „Landbrot haben wir“.
Auf
meine Frage, wie viel Prozent Roggen im Pommern Landbrot enthalten sei,
kam wieder eine kurze etwas schnippige Antwort „das weiß
ich doch nicht „.
Ich
war fassungslos. Auf meine Frage: „Sie müssen doch die
Produkte kennen? Werden sie den nicht geschult?“ erwiderte die
Verkäuferin: „wir bekommen hier nur einen Ordner, wo alles
drinsteht.“
Ich konnte nicht anders, sonst wäre ich geplatzt und fragte „schon mal reingeschaut?“
„Die
Zeit habe ich nicht“ antwortete die Verkäuferin. Da immer
noch kein anderer Kunde da war, wollte ich mal sehen, wie weit es gehen
kann. „Na dann sehen sie doch jetzt mal rein“ schlug ich
ihr vor. Sie knallte den roten Ordner auf den Tresen und begann zu
blättern. Es waren die einzelnen Brote abgebildet und
erklärenden Text dazu. Sie rollte und verdrehte die Augen.
Nach zwei Minuten ging ich dann, mit der Gewissheit, unbedingt die Brote anderer Bäckereien probieren zu wollen.
Da
kann der Bäckermeister backen, wie er will, das ist
defizitär. Warum verändert sich derartiges Verhalten oft nur
wenig in unserem Land?
Es
scheint die deutsche Mentalität zu sein, über Vorgänge
wie oben geschildert zwar entrüstet zu sein, zu meckern und allen
Freunden davon zu erzählen.
Das Brot aber, würde im Allgemeinen trotzdem dort gekauft werden.
Selbiges gilt für das dreckige Taxi, dem unfreundlichen Kellner, inkompetente Beratung etc.
In
Amerika wirkt die Frage nach dem Manager wahre Wunder. Probleme werden
umgehend und immer zum Wohl des Kunden geregelt, fast, koste es, was es
wolle. Der Wettbewerb in Amerika ist gnadenlos hart. Jeder einzelne
Kunde zählt dort. Der Shop Manager verliert den Job sofort, wenn
Beschwerden sich auch nur wenig häufen sollten.
Der
Manager weiß, dass er nur bleibt, wenn das Team funktioniert, er
wird nur daran gemessen. Das Maß ist einzig der zufriedene Kunde,
der kauft und wiederkommt.
In Deutschland ist der Slogan „der Kunde ist König, aber wer ist heute noch für Monarchie“.
Das
Ansprechen des stellvertretenden Managers hier führt oft nur zu
trotzigen Reaktionen seinerseits, die sehr schnell, sehr
persönlich werden kann.
Die
Lösung ist sehr einfach! Schulung der Mitarbeiter. Salopp gesagt,
fängt der Fisch immer am Kopf an zu stinken. Aktuelles, weiteres
Argument, es schafft Arbeitsplätze.
Der
Ärger und Frust beim Brotkauf gebührt nicht der
Verkäuferin, die halt nur in ihren Möglichkeiten spielt, wo
auch immer die zu liegen scheinen.
Sie
kann nur das geben, was die Führung ihr beigebracht hat, zum
Beispiel bei und durch Schulungen und Testkäufen etc. Controlling
ist ein weiteres Zauberwort.
Nein, das Problem ist hier die Führung.
Deshalb ist das Wort Führungsschwäche hier wohl am treffendsten.
Geld in Schulung der Mitarbeiter investiert, kommt immer zehnfach zurück!
Dazu kommt noch mehr Spaß an der Arbeit und es gibt weiniger Frust. Auf beiden Seiten.
Tipp
für die Chefetage, oft ist der Krankenstand deutlich geringer bei
einem guten Betriebsklima. Der Krankenstand ist ein direkter Indikator
des Betriebsklimas in einer Firma.
Der
Kunde in Deutschland muss lernen, Unstimmigkeiten und Probleme
angemessen zu artikulieren und sie der entsprechenden Person
mitzuteilen.
Der Kunde sollte und muss immer auf sein Recht bestehen und wirklich einfach gehen, wenn er nicht angemessen behandelt wird.
Der umworbene Konsument muss auch lernen seine Beschwerde richtig zu platzieren.
Mit Max sprechen und nicht mit Mäxchen.
Namen
geben lassen und das Problem artikulieren. Hilfsweise den Frust in
Foren von der Seele schreiben. Das hilft auch anderen, die richtige
Wahl für die gewünschte Kaufentscheidung zu treffen.
So würde sich der Spreu schnell von dem Weizen trennen lassen.
Gemeinsamkeit macht stark.
Eigentlich wollte ich nur ein Brot kaufen.....
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