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Damals war´s ...
Da
sitze ich im Auto, sehe auf den Bürgersteig und da stiefelt ein
junges hübsches Mädchen in „Hot Pants“
selbstbewusst über den Gehweg.
Keiner dreht sich um, keiner schaut.
Schade denke ich so bei mir, sie ist doch wirklich nett zusammengeschraubt, die Braut.
Damals war das anders.
Déjà-vu ?
Schon lange habe ich nicht mehr an die Vergangenheit gedacht.
Es war die Zeit, als der Liter Benzin so im Schnitt 98 Pfennig kostete. Das wären in Euro keine 50 Cent, unglaublich.
Ein „Golf GTI“ eroberte die Welt.
Der GTI (Einführungspreis 13.800 DM also unter 7000 €) bot
den damaligen Platzhirsch OPEL GT/E, lackiert in weiß/gelb,
Paroli.
0-100 Km/h unter 10 Sekunden, 110 PS, unglaublich.
Es war eigentlich eine Glaubensfrage, VW GTI oder OPEL GT/E?
Heute würde man es wohl in die Schublade Lifestyle packen.
Ich lasse meine Gedanken weiter treiben ... Es gab keine
Charterflüge, nur Linienflüge. Durch die Welt zu tingeln war
der absolute Oberluxus und nur wenigen vorbehalten. So erinnere ich
mich, in den frühen Siebzigern, an einen Besuch in Hurghada
/Ägypten. Ich stand dort auf einer Anhöhe, auf der nur ein
einziges Hotel weit und breit stand; das damalige Sheraton mit seinem
Rundbau. Wer schon einmal in Hurghada gewesen ist und das Moloch heute
betrachtet, na ja, schade drum.
Man fuhr, wenn man besser situiert war, im Sommer nach Sylt zum erholen
(„chillen“ gab es noch nicht einmal im Ansatz).
Weihnachten verbrachte man zum Beispiel in Obersdorf / Allgäu. An
Heiligabend traf sich das gesamte Dorf in der Kirche, mit all seinen
Gästen, ob man gläubig war oder nicht.
Noch heute habe ich den Geruch von NIVEA und ZEOZON in der Nase, dem
man im Sommer überall begegnete. Der Mini-Rock war als die
unfassbare Revolution gerade durch. An den Maxi mochte ich mich nicht
so recht gewöhnen.
Ein breites Grinsen überfuhr mich, als ich an einen verstohlenen
Kinobesuch dachte. Keiner durfte es wissen. Wir waren eine verschworene
Klicke von drei jungen Männern, die sich trauten. Es wurde der
unglaubliche Schmuddelfilm „Schulmädchen-Report - Teil
1“, - Was Eltern nicht für möglich halten, gezeigt.
Die Eltern hätten es auch nicht für möglich gehalten!!!
Geredet wurde darüber nur hinter der vorgehaltenen Hand, unter
Männern! Es würde mich nicht wundern, wenn das heute im
Vormittagsprogramm gezeigt werden würde.
Wer eine Arbeit hatte, konnte planen bis in die Rente hinein. Egal, wo
er beschäftig war. Die Einkommensschwachen und Belächelten
von damals, die Beamten, sind die Gewinner von heute. Ein Freund von
mir geht als Polizei Hauptkommissar in Pension. Alles im allen mit gut
über 2000 € / Monat.
Ich überdenke gerade wie viele hundert Jahre ich noch arbeiten und
einzahlen muss, um nur annähernd in diese Hemisphäre zu
kommen.
Ich streiche diesen Gedanken sofort wieder, als total bescheuert.
War es nun damals besser? War das Leben einfacher? Letzteres mit Gewissheit ja.
Das Leben war durch seine Berechenbarkeit deutlich entspannter. Meiner Meinung nach die Leute auch.
Man hatte reale Ziele, die man auch erreichen konnte und eben diese Planungssicherheit.
Die heute herrschende Existenzangst vergiftet mehr den je die Gesellschaft.
Quittiert wird das durch übertriebene Härte untereinander,
keine Gnade, leistungsorientiert nach vorne. Wo auch immer das heute
sein mag.
Die Leute reden nicht mehr miteinander. Es werden Mails geschrieben, in Halbsätzen mit lustigen Zeichen, :-) , *lol*
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